Bei der Zusammensetzung einer Bilanz aus materiellen und immateriellen Vermögenswerten gibt es bei den Sektoren sehr große Unterschiede. Bereinigen Value-Anleger ihre Daten nicht um diese Sektoreffekte, wären sie nur in Energieunternehmen investiert.

Im Oktober geht es beim HQAM-Faktor des Monats um Value-Äpfeln und -Birnen.

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In der Theorie ist Value Investing ganz einfach: Bei diesem Anlagestil geht es darum, Vermögenswerte mit einem Abschlag auf ihren inneren Wert zu kaufen. Der bekannte Value-Investor Warren Buffett fasste das einmal so zusammen: „Kaufe einen Dollar, aber bezahle nicht mehr als 50 Cent dafür.“

Dass es in der Praxis nicht ganz so einfach ist, zeigt ein Blick auf die Value-Kennzahl „Tangible Common Equity to Market Cap“, bei der sich alles um das sogenannte materielle Eigenkapital dreht: Das ist der Geldbetrag, den Anleger erhalten würden, wenn ein Unternehmen alle Vermögenswerte liquidiert.

Berechnet wird die Kennzahl, indem vom Eigenkapital zunächst die immateriellen Vermögenswerte wie etwa Patente oder Markenwert abgezogen werden. Diese Zahl wird dann ins Verhältnis zum aktuellen Börsenwert gesetzt. Je höher das Verhältnis aus materiellem Eigenkapital zu Marktkapitalisierung ist, desto attraktiver ist die Aktie.

Bei der Zusammensetzung einer Bilanz aus materiellen und immateriellen Vermögenswerten gibt es bei den Sektoren sehr große Unterschiede.

Das Problem

  • Bei der Zusammensetzung einer Bilanz aus materiellen und immateriellen Vermögenswerten gibt es bei den Sektoren sehr große Unterschiede.
  • Während Energieunternehmen häufig viel Geld in Sachwerte investiert haben, besitzen IT-Unternehmen oft hohe immaterielle Vermögenswerte.
  • Würden Value-Anleger ihre Daten für die Aktienselektion nicht um diese Sektoreffekte bereinigen, wären sie nur in Energieunternehmen investiert.

Die Lösung

  • In der Aktienselektion ist es wichtig, Unternehmen mit der eigenen Peergroup zu vergleichen. Ansonsten vergleicht man Äpfel mit Birnen und hat große sektorale Abweichungen im Portfolio.
  • Im Bereich der künstlichen Intelligenz (KI) nennt sich dieses Problem „Bias“.
  • Mit KI gelingt es, diese Sektoreffekte zu bereinigen: Jede Aktie wird nur mit ihrer eigenen Peergroup verglichen. Somit können auch Unternehmen aus der Informationstechnologie gekauft und Energieunternehmen verkauft werden.

Quellen: HQAM, S&P Capital IQ. Die Analyse bezieht sich auf das europäische Aktienuniversum (MSCI Europa); Tangible Common Equity to Market Cap wird monatlich nach folgender Formel berechnet: (Total Common Equity – Goodwill – Other Intangibles) / Market Capitalization; Der Zeitraum der Berechnung geht vom 31.12.1994 bis 30.09.2021. Die Unternehmen in den Sektoren sind gleichgewichtet.

Die Übersicht unserer Faktor-des-Monats-Veröffentlichungen finden Sie hier. popup:yes

Bitte beachten Sie:
Die Vermögensanlage an den Kapitalmärkten ist mit Risiken verbunden und kann im Extremfall zum Verlust des gesamten eingesetzten Kapitals führen. Die Wertentwicklung in der Vergangenheit ist kein Indikator für die Wertentwicklung in der Zukunft. Auch Prognosen haben keine verlässliche Aussagekraft für künftige Wertentwicklungen. Die Darstellung ist keine Anlage-, Rechts- und/oder Steuerberatung. Alle Inhalte auf unserer Webseite dienen lediglich der Information.

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Christian Maschner
Executive Partner
HQ Asset Management
Christian Maschner, CFA, arbeitet bei HQAM im Bereich Research, wo er sich vor allem mit der Entwicklung und Programmierung von Allokations- und Selektionsstrategien befasst. Der Diplom Kaufmann verfügt über Erfahrung als Portfoliomanager und quantitativer Researcher. Christian Maschner wirkte zudem beim Management von Risiko- (CPPI) und Chancen-Overlays (GTAA) im Rahmen von Spezialfonds mit.
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Dr. Benjamin Moritz
Executive Partner
HQ Asset Management
Dr. Benjamin Moritz ist Executive Partner bei HQAM und befasst sich vor allem mit der Entwicklung und Programmierung der Allokations- und Selektionsstrategien. Er arbeitet seit 2007 in der Vermögensverwaltung und verfügt über eine umfassende Erfahrung beim Management großer Vermögen. Dr. Benjamin Moritz promovierte berufsbegleitend an der LMU München zu den Themen Textanalyse und maschinelles Lernen, für welche er auch ausgezeichnet wurde.
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Martin Schmitz
Executive Partner
HQ Asset Management
Martin Schmitz ist bei HQ Asset Management (HQAM) Senior Researcher im Bereich Aktienresearch. Er verfügt über Erfahrungen als Portfoliomanager sowie im Quantitative Research mit Schwerpunkt Backtesting und Faktor-Research im Bereich Aktien. Martin Schmitz studierte Wirtschafts-Informatik an der Fachhochschule für Ökonomie & Management in Essen.