Der starke Anstieg der Volatilität und die teils hohen Kursverluste in der Coronakrise haben wieder einmal eindrucksvoll belegt, dass jeder Anleger seine Risiken managen sollte. Wir stellen drei Ideen für institutionelle Investoren vor, die auf planbare Risiken angewiesen sind.

Minus zehn Prozent. Kurz darauf plus neun. Dann wieder minus zwölf Prozent. Im Corona-März 2020 haben Aktienindizes wie der S&P 500 an manchen Tagen Größenordnungen hinzugewonnen oder abgegeben, welche ansonsten die Wertentwicklung ganzer Anlagejahre widerspiegeln. Klar ist: Volatile Märkte und niedrige Zinsen erfordern vorausschauende Investmentkonzepte. Das gilt insbesondere für institutionelle Anleger, die Kursverluste begrenzen oder bestimmte Risikogrenzen einhalten möchten.

In der Praxis gibt es drei typische Fälle, bei denen institutionelle Anleger darüber nachdenken, wie sie ihr Vermögen am besten schützen. Denn im aktuellen Marktumfeld genügt es nicht mehr, auf herkömmliche Strategien zu setzen, die erst reagieren, wenn das Kind bereits in den Brunnen gefallen ist.

Fallgruppe 1:
Ein Kunde möchte Aktien-Exposure aufbauen, ist aber nicht bereit, das volle Risiko des Aktienmarkts zu tragen. Seine Vorgabe: Das Risiko soll bestimmte Grenzen nicht überschreiten.

Fallgruppe 2:
Der Kunde möchte in ein Multi Asset-Portfolio investieren und auf diese Weise von der Wertentwicklung verschiedener Anlageklassen profitieren. Aber auch hier soll das Risiko begrenzt werden.

Fallgruppe 3:
Ein Kunde hat ein bestehendes Portfolio mit mehreren Zielfonds und möchte die Risiken begrenzen. Er befürchtet, dass die Fondsmanager die gleichen Risiken eingehen und in einem möglichen Crash sämtliche Produkte abstürzen.

Drei Lösungen, die eins gemeinsam haben

Die Lösungen für diese drei Fallgruppen sind zwar unterschiedlich: In den ersten beiden Fällen bietet sich eine Fondskonstruktion mit einer Steuerung des Investitionsgrads und bestimmten Risikovorgaben an. Im dritten Fall ist dagegen eine Overlay-Lösung sinnvoll. Diese wird wie eine Art Fallschirm über dem Portfolio aufgespannt und sorgt dafür, dass bestimmte Grenzen mit hoher Konfidenz nicht unterschritten werden.

Dennoch haben diese drei Lösungen eins gemeinsam: die Technik dahinter. HQ Asset Management arbeitet in diesem Bereich mit modellbasierten Risikoprognosen. Die Idee des Konzepts „Target Risk“ ist es, das Risiko eines Portfolios im Zeitablauf konstant zu halten. Auf diese Weise bekommt der Investor die Schwankungen der Kapitalmärkte unter Kontrolle.

Wie der Ansatz funktioniert

Was viele Anleger nicht wissen, ist, dass sich die Volatilität an den Aktienmärkten im Gegensatz zur Marktentwicklung relativ gut prognostizieren lässt. Das bedeutet: Wenn ein Investor die Index-Performance des aktuellen Tages kennt, kann er daraus keine Rückschlüsse auf dessen Wertentwicklung am Folgetag ziehen. Das ist bei den Marktschwankungen, der Volatilität, anders. Hat sich ein Index an einem Tag stark bewegt, ist die Wahrscheinlichkeit hoch, dass er es am nächsten Tag wieder tut.

Dieses Wissen nutzen wir bei HQAM für unsere Kunden aus: Ist das Risiko in einer gewissen Bandbreite, können wir unsere Asset Allocation im Portfoliokontext anpassen und so das Zielrisiko konstant halten. Das Ergebnis ist ein konstantes Risikoprofil und in dessen Folge geringere Kursrückgänge.

Dabei profitieren Anleger von einer Besonderheit: Risiken schießen in aller Regel schnell nach oben und bauen sich danach langsam wieder ab. Darauf reagieren wir, indem wir die Aktienquote schnell deutlich reduzieren und danach schrittweise wieder zurückkommen und so die Erholung nicht verpassen. Vereinfacht gesagt: Schnell raus aus dem Markt … und schnell wieder rein, wenn der Markt sich erholt – immer mit dem Ziel, das Risiko im Portfolio auf dem gewünschten Niveau zu halten.

Unser Modell geht dabei nicht davon aus, dass Renditen normalverteilt sind: Extremereignisse, die sogenannten Fat Tails, sind viel wahrscheinlicher als es die Normalverteilung impliziert.

Ein konkretes Beispiel: Aktien plus Cash

Wie funktioniert eine solche Steuerung? Ein institutioneller Kunde peilt eine Aktienquote von 70 Prozent und 30 Prozent Staatsanleihen an. Wir betrachten fortlaufend unsere kurzfristige Risikoprognose und setzen diese ins Verhältnis zum langfristig angepeilten Risiko. Schießen die Risiken hoch, passen wir die Aktienquote nach unten an. Normalisieren sich diese wieder, heben wir die Aktienquote wieder an.

Allerdings funktioniert das Konzept nicht nur in eine Richtung: In manchen Marktphasen kann der Kunde zu wenig Risiko im Portfolio haben. Dann setzen wir auf höhere Aktienquoten. Das Konzept hält also das Risiko im Portfolio konstant und der Kunde kann ruhig schlafen.

Die Umschichtungen, die notwendig sind, um ein konstantes Risikoprofil zu erhalten, werden allerdings nicht täglich vorgenommen, da das zu hohe Transaktionskosten verursachen würde. Wenn die Risiken ansteigen, reagieren wir zeitnah, um das Risiko konstant zu halten. Darüber hinaus wird in regelmäßigen Abständen überprüft, wie stark die Risiken des tatsächlichen Portfolios vom Zielwert abweichen. Da sich typischerweise kurze, turbulente mit längeren, ruhigen Marktphasen abwechseln, lässt sich die Strategie Transaktionskosten schonend, d.h. mit langfristig moderatem Turnover, umsetzen.

Das Modell funktioniert auch bei mehreren Anlageklassen

Wenn ein Kunde in mehrere Anlageklassen investiert hat, ist es wichtig zu wissen, ob diese tendenziell gleichlaufen. Das könnte der Fall sein, wenn es mehrere Aktienmärkte sind. Diversifikationseffekte ergeben sich eher, wenn der Investor mehrere Anlageklassen mischt, wie etwa Aktien und Renten.

Allerdings ist das nicht immer so. Die Korrelationen schwanken mitunter stark. Und das kann unser Modell prognostizieren. Es geht also um die Frage: Wenn morgen ein Schock am Aktienmarkt kommt, wie stark wird das den Rentenmarkt tangieren? Für Investoren ist das eine wichtige Aussage, die das Heben weiterer Diversifikationspotenziale ermöglicht.

Die Target Risk Strategie als Overlay implementiert erfasst das Risiko des bestehenden Zielfondsportfolios des Kunden und steuert es mit Hilfe von Derivaten in vorgegebenen Risikobandbreiten. Sprich, das Konzept ist genauso für Kunden mit einem bestehenden Portfolio geeignet – oder einem, das noch aufgebaut werden soll.

Zum Autor

Dr. Andreas Fuest beschäftigt sich mit Risikoprognosen. Zudem macht er mittels statistischer Lernalgorithmen und künstlicher Intelligenz große Datenmengen für die Investmentprozesse von HQAM nutzbar. Andreas Fuest verfügt über Erfahrung im Risk Engineering und der Konstruktion von Multi-Asset-Portfolien. Er studierte Volkswirtschaft und Statistik an den Universitäten Münster und München und promovierte in München über Risikomodellierung im Hochfrequenzhandel.

Zu HQ Asset Management

HQAM gehört zu den Finanzdienstleistern der Familie Harald Quandt. Das Unternehmen bietet einen klaren Fokus auf quantitatives Asset Management für institutionelle und semi-institutionelle Anleger. Kunden sind Banken und Versicherungen ebenso wie Pensionskassen und Stiftungen. Maßgeschneiderte Portfolios stehen bei den Lösungsansätzen stets im Vordergrund.

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Bitte beachten Sie:
Die Vermögensanlage an den Kapitalmärkten ist mit Risiken verbunden und kann im Extremfall zum Verlust des gesamten eingesetzten Kapitals führen. Die Wertentwicklung in der Vergangenheit ist kein Indikator für die Wertentwicklung in der Zukunft. Auch Prognosen haben keine verlässliche Aussagekraft für künftige Wertentwicklungen. Die Darstellung ist keine Anlage-, Rechts- und/oder Steuerberatung. Alle Inhalte auf unserer Webseite dienen lediglich der Information.

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Dr. Andreas Fuest
Senior Researcher
HQ Asset Management (HQAM)
Dr. Andreas Fuest beschäftigt sich mit Risikoprognosen. Zudem macht er mittels statistischer Lernalgorithmen und künstlicher Intelligenz große Datenmengen für die Investmentprozesse von HQAM nutzbar. Andreas Fuest verfügt über Erfahrung im Risk Engineering und der Konstruktion von Multi-Asset-Portfolien. Er studierte Volkswirtschaft und Statistik an den Universitäten Münster und München und promovierte in München über Risikomodellierung im Hochfrequenzhandel.
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